– Muslimische Bevölkerungsgruppen in Hamburg –
Einem Bericht von Statistik Nord aus dem Jahr 2014 zufolge sind die meisten Personen mit Herkunftsbezug zu einem islamisch geprägten Land türkisch-, afghanisch- und iranischstämmig. Dies weist bereits darauf hin, dass Muslime in Hamburg sowohl unter ethnischen als auch unter konfessionellen Gesichtspunkten keineswegs als homogene Gruppe zu betrachten sind. Der Anteil der als muslimisch geltenden Bevölkerungsgruppe beträgt in Hamburg 4,6 Prozent, was einer Bevölkerungszahl von etwa 130.00 entspricht. Angesichts der demographischen Entwicklung, die man in Hamburg beobachten kann, darf man annehmen, dass sich der Anteil der Muslime an der Gesamtbevölkerung in Zukunft drastisch erhöhen wird. Dies kann man daraus ersehen, dass bereits zum 1. Januar 2014 insgesamt 47, 5 Prozent der minderjährigen Einwohner Hamburgs keine deutschen Eltern mehr hat und demnach einen Migrationshintergrund aufweist (Drucksache 21/2403).
In den Altersgruppen von 0-6 bzw. 7-12, und 13-18 Jahren weisen zahlreiche Hamburger Stadtteilen, darunter vor allem jene im Süden und Osten der Stadt, bereits heute Vergleichswerte von über 70 Prozent auf, so etwa in Billstedt, Billbrook und auf der Veddel, wo 75,5 bzw. 97,5 und 91,7 Prozent der Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren Migranten sind (Drucksache 21/3709). Es wird deutlich. dass die deutsche Mehrheitsgesellschaft mitsamt ihrer Werteordnung in solchen Gegenden immer weniger präsent ist und damit eine untergeordnete Rolle spielen, weil die Konventionen, nach denen eine Gesellschaft lebt, auf der numerischen Überlegenheit ihrer Anhänger basiert. Diese ethnischen Kräfteverhältnisse sind bereits seit Jahren einem regen Wandel unterworfen, dessen Folgen bereits heute sichtbar sind, mit voranschreitender Zeit jedoch immer drastischer zu Tage treten werden.
Es ist wichtig zu verstehen, dass dieser Prozess vom politischen Establishment gewünscht und gefördert wird. Davon überzeugt, dass nationale Identität zwangsläufig exklusive und diskriminierende Tendenzen entwickelt, die dann wiederum zu Rassismus und Gewalt führen, möchten die Grünen eine Bevölkerung schaffen, in denen es keine nationalen Demarkationslinien mehr gibt. Das Problem ist nur, dass die Migrantengruppen in Deutschland in der Regel über ein sehr genaues Bewusstsein ihrer nationalen Identität verfügen und aus gutem Grund nicht dazu bereit sind, dieses aufzugeben. Im Ergebnis wird also nur die deutsche Bevölkerung ihre Identität ablegen. Dass dieses Projekt bereits umgesetzt wird, zeigt etwa die Äußerung der Grünen-Bürgerschaftsabgeordneten Frau Dr. von Berg, die 2015 öffentlich erklärte, dass es schon bald keine ethnischen Mehrheiten in Hamburg mehr geben werde und dass dies gut sei.
Betrachtet man aber die räumliche Verteilung dieser Gruppe nach Stadtteilen, dann wird ersichtlich, dass es in Hamburg zahlreiche Bezirke gibt, in denen der Anteil der Personen mit einem türkischem Migrationshintergrund oder einem Migrationshintergrund aus einem anderen islamisch geprägten Land deutlich unter dem Gesamtdurchschnitt von 4,6 Prozent liegt.
Dies deutet auf räumliche Segregation hin, die mit einer Konzentration oder überdurchschnittlichen Präsenz dieser Gruppe in Stadtteilen wie Neuenfelde, Hamburg-Altstadt oder Wilhelmsburg verbunden ist. Als erstes Bundesland überhaupt schloss der Hamburger Senat im November 2012 mit drei muslimischen Trägerverbänden einen Staatsvertrag ab, der rechtliche Verbindlichkeiten geschaffen hat. Diese Regelungen umfassen u.a. Feiertage, Religionsunterricht, die Förderung Islamischer Theologie an der Universität Hamburg, religiöse Betreuung in besonderen Einrichtungen (bspw. Polizei, Krankenhaus), das Rundfunk- (Sendezeiten zur religiösen Verkündung und Seelsorge) und Bestattungswesen. Eine Gleichstellung mit den christlichen Kirchen findet nach Angaben der Stadt auf dieser Grundlage jedoch nicht statt. Unabhängig von den mit drei muslimischen Vereinen und der alevitischen Gemeinde geschlossenen Verträgen erhielt das Ahmadiyya-Muslim-Jamaat (AMJ) von der Stadt den Status als Körperschaft des öffentlichen Rechts.
Laut der Studie „Muslime in Hamburg“ ist das Muslimbild der Hamburger Bevölkerung von sehr unterschiedlichen Narrativen geprägt: Zum einen von den Anschlägen vom 11. September 2001 und der Hamburger Zelle um Mohammed Atta, zum anderen aber auch von dem Bewusstsein, dass die Stadt mit der Imam-Ali-Moschee eine der ältesten Moscheen und mit dem Islamischen Zentrum Hamburg eine der ältesten muslimischen Organisationen in Deutschland beherbergt. Rund um das Themenfeld Islam sind also konkurrierende Erzählungen als positive und negative Pole zu finden. In den letzten Jahren 2013 und 2014 waren dies einerseits Debatten um Salafismus an Hamburger Schulen, andererseits der Stolz auf die Vorreiterrolle in der Anerkennung des Islam in Deutschland.
– Islamische Institutionen in Hamburg –
Im Staatsvertrag, den der Senat 2012 mit muslimischen Trägerverbänden geschlossen hat, werden insgesamt drei Parteien begünstigt. Zu diesen gehören die SCHURA – Rat der Islamischen Gemeinschaften in Hamburg, der Verband der Islamischen Kulturzentren und der DITIB-Landesverband Hamburg. Ungeachtet der Tatsache, dass die Organisationen verschiedene islamische Strömungen vertreten und sich auch strukturell aus Mitgliedern unterschiedlicher Ethnien richten, ist ihnen allen gemein, den Islam in Deutschland zu institutionalisieren, indem sie zahlreiche Moscheeverbände unter ihrem Dach vereinen.
Im Falle der DITIB haben wir es sogar mit einer staatlichen Institution der Türkei zu tun, die mit Recht als verlängerter Arm der türkischen Regierung in Deutschland gelten kann. Angesichts der unruhigen politischen Zeiten, in denen sich die Türkei gegenwärtig befindet, überrascht es nicht, dass die religiöse Predigt in DITIB-Moscheen oft einen explizit politischen Charakter besitzen und politische Propaganda dabei in nach Deutschland exportiert wird. Dabei handelt es sich um ein Phänomen, das auch dem Senat nach eigener Aussage bekannt ist, wogegen er sich jedoch machtlos sieht (Drucksache 21/6424).
Neben den im Staatsvertrag begünstigten Verbänden existieren noch zahlreiche weitere islamische Organisationen, darunter meist Moscheeverbände, die autark arbeiten und dementsprechend schwer zu beurteilen sind.